Am 16.7.2024 schrieb ich an einen Kollegen:
- „Es gibt Probleme bei den neuen Intel-Prozessoren. Ich habe gestern Nacht ein Youtube-Video gesehen, er hat ausführlich getestet, es muß eine Art systematischer Fertigungsfehler sein.“
Am 3.8.2024 ergänzte ich: „Das könnte der „Nokia“-Moment für Intel sein.“.
Nun gibt es einige Artikel, die meiner Meinung nach am Ziel vorbeigehen, die nach Gründen für die Probleme bei „Intel“ suchen. Beispielsweise habe man beim ersten iPhone nicht den Prozessor gestellt und den angebotenen Preis von „Apple“ nicht akzeptiert, man hätte auf bestimmte Lithographie-Verfahren verzichtet etc. Das mag alles sein, aber ich halte es nicht für die entscheidenden Gründe.
Meiner Meinung nach ist Intel in schwerem Fahrwasser, weil:
- Die Firma zu sehr auf Subventionen gesetzt hat, Länder und Standorte und Regionen gegeneinander ausgespielt hat – und das kostet einfach zuviel „Management-Kapazität“.
- Das Produktportfolio wurde zu unübersichtlich. Ich habe noch 8088 und 8086 in der Hand gehabt, 80286 eingebaut, 80386. Dann begann es unübersichtlich zu werden, 80486 und „Pentium“. Der „Pentium Pro“ war schon selten, ich kann mich nur an einen Kunden erinnern, wo ich ihn verbaut habe. Der Pentium III mit dem Slot war seltsam, der Pentium IV brauchte zuviel Strom. Dann kamen die „Core“-Prozessoren, der „Core2Duo“ war ein großer Wurf in meinen Augen. Das war eigentlich der „beste“ Prozessor für eine lange Zeit. Dann Core i3, i5, i7 mit unterschiedlichen Taktraten. Irgendwann kannte sich keiner mehr aus, auf einmal kam wieder „Pentium“ als „Einstiegsmarke“. Ich weiß nicht, wer für diese Nomenklatur zuständig war, aber hier würde ich als erstes ansetzen. Es muß völlig klar sein, welche Taktrate und wie viele Kerne ein Prozessor hat und ob es eine „stromsparende“ Variante ist. Wenn sich selbst die Hardware-Experten nicht mehr auskennen, ist etwas schiefgegangen.
- Intel hat sich aus dem Markt für Funkchips zurückgezogen. Das habe ich damals schon für eine große Fehlentscheidung gehalten. Das war glaube ich 2019, der LTE-Baseband Chip von Intel kam nicht mehr. Es war doch sonnenklar, daß dem mobilen Internet und Mobilfunk und Funk überhaupt die nächsten zehn bis 20 Jahre gehören würde. Ich habe noch keine plausible Erklärung gefunden, wie es zu dieser Entscheidung kommen konnte.
- Dafür gab es Experimente mit Speicher-Bausteinen wie „Intel Optane“. Ich frage mich immer noch, wie man zu dieser Entscheidung kommen konnte, hier einzusteigen. Da wurde einfach nur Geld verbrannt.
- Völlig fassungslos bin ich immer noch über die Stabilitätsprobleme in der jüngsten Zeit, es gibt offenbar chemische Veränderungen und der Prozessor hat dann einen Defekt. Wie es dazu kommen konnte, ist mir immer noch rätselhaft.
Zum letzten Punkt noch eine Anmerkung: Vom Kunden erhielt ich mehrere HP Z470 Rechner – und nach ausführlichen Tests stellte ich unter Linux fest: Ein Kern rechnet nicht richtig. Wenn man diesen CPU-Kern abgeschaltet hat, lief der Rechner stabil. Ich weiß bis heute nicht, ob das ein MOSFET oder wirklich ein CPU-Problem ist, aber das hatte ich auch selten erlebt.
Jetzt bin ich gespannt, wie es mit der einst stolzen Firma weitergeht. Vielleicht war Intel auch etwas „zu stolz“. Der „Itanium“ konnte sich nicht durchsetzen und die 64-Bit-Erweiterung heißt ja bis heute „amd64“. Da hatte man eigentlich schon gemerkt, so richtig rund läuft es bei Intel nicht mehr. Die Technologieführerschaft wurde irgendwie abgegeben.