Allgemein: Musik von Engelbert Humperdinck; Dichtung von Adelheid Wette
Dies ist meine alleinige Meinung.
Am 1.1. war ich im Gärtnerplatztheater. Ein anderer Besucher hatte mir vorher mitgeteilt, daß die Plätze sehr gut seien, weil man in der Nacht-Szene sähe, woher die Menschen kämen, nämlich eine Art Himmelstreppe herab. Es werde ein spezielles Mittel für die Beleuchtung verwendet und damit dies nicht spiegele oder streue, sähe man es nur von vorne gut. Außerdem meinte er, das Beleuchtungssystem sei erneuert worden und ich kann nur sagen: Es war 1a.
Die Stimmung war gut. Ausverkauft. Weniger kleine Kinder, als man erwarten würde, einige mittelalte Kinder. Auch viele Erwachsene ganz alleine. Mit einem unterhielt ich mich, er meinte „Ein Mal im Jahr Hänsel und Gretel muß sein“.
Der „Hustenfaktor“ ging.
Ansonsten – zur Aufführung – fragt man sich:
- warum muß Hänsel von einer Frau dargestellt werden?
- warum wird die Hexe von einem jungen bis mittelalten Mann dargestellt?
- warum sind gar so viele Kinder am Ende „erlöst“ von dem Zauber? Die Bühne ist gesteckt voll.
Dies haben aber nicht die Sänger zu verantworten.
Es ging mir der Ouvertüre los und vielleicht war ich selbst nicht gestimmt – es kam mir etwas unvollkommen vor.
Mit der Zeit wurde das Zusammenspiel aber immer besser und auch die Tonalität und zum Schluß hin war es nahezu perfekt.
Besonders gut gefallen hat mir die Gretel (Alexandra Reinprecht). Bei mehreren schnellen Tonwechseln alles stimmig, ohne „h“-Hauch dazwischen. Auch das Einatmen hat man kaum gehört. Alle Beteiligten waren top, aber sie ragte nach meinem Dafürhalten etwas heraus, prima inter pares sozusagen. Hihi.
Das Bühnenbild war durchweg grandios. Sehr schöne Farben. Das ist mir beim Gärtnerplatztheater schon oft richtig aufgefallen. Besonders gelungen fand ich das Leuchten der Bäume, was wohl das Locken symbolisieren sollte.
Es gab vier Aufzüge. Zwischen dem zweiten und dritten nach einer Dreiviertelstunde war eine etwa 20 minütige Pause. Einlaß, Garderobe, Verkauf (ein ausgesprochen gut gelaunter und hilfsbereiter Mitarbeiter) und Türe waren wie immer perfekt. Wie bei einer Choreographie schließen sich alle Türen gleichzeitig.
Das Bühnenbild würde eigentlich nur groß nach dem ersten Vorhangschließen umgebaut – lautlos und professionell.
Der Text wurde auf einer kleinen Tafel angezeigt, auf Deutsch und Englisch. Die englische Übersetzung erschien mir sehr kunstvoll. Kurz vor Schluß wurde die Tafel auch hochgezogen.
Das Publikum war sehr wohlwollend und klatschte viel. Es kann sein, daß ich einen Buh-Rufer gehört habe, es hat dann aber immer ein „Bravo“-Rufer dagegengehalten.
Insofern also eine klare Empfehlung – in meinen Augen für Kinder ab elf Jahren aufwärts. Die Szene, in der Hänsel und Gretel schlafen und von vielen dunklen Engelsgestalten umringt werden, ist ergreifend gruselig.