Eine sehr traurige Nachricht, hier der direkte Link: https://www.debian.org/News/2025/20250117
Steve Langasek war der Release Manager von „Debian 3.1 Sarge“ und „Debian 4.0 Etch“ (siehe auch http://hinner.de/linux/) und damit in meinen Augen in der Anfangsphase mitverantwortlich für den steilen Aufstieg von „Debian“.
Denn das waren stabile und schnelle und problemlose Distributionen.
Im Rückblick erscheint mir die „Debian“-Welt damals noch in Ordnung zu sein.
In meinen Augen wurden in den letzten Jahren entscheidende Fehler gemacht, die bisher nicht rückgängig gemacht wurden:
- Einführung von „systemd“, was zum „Fork“ und zu „Devuan“ geführt hat, eine Distribution, die ich inzwischen selbst sehr oft einsetze, aber auch für Kundensysteme.
- Einführung von „rust“ beim Linux-Kernel, wovon ich, wie auch von „C++“ absolut nichts halte. Ich prüfe in jeder Programmiersprache, die ich für einen Kunden neu einsetzen muß, wie kurz das „Hello World“ Programm ist. Ich bin auch kein Freund von 64 Bit, wenn es nicht sein muß. Bei vielen modernen Programmen funktioniert das „Fehler abfangen“ in meinen Augen nicht mehr zufriedenstellend – und das ist meiner Meinung nach ein grundsätzliches konzeptionelles Problem der objektorientierten Programmierung. Letztlich müßte man den Fehler immer irgendwie „mitschleifen“ bei der „Vererbung“. „fefe“ hat das Problem wie folgt beschrieben (http://blog.fefe.de/?ts=9951a0d5): „Das Binary ohne geworfene Exception ist 17k groß. Das Binary mit geworfener Exception ist 178k groß.“ Bei „Rust“ müssen zig externe Bedingungen erfüllt sein, die in meinen Augen in einem Monolith, wie dem Linux-Kernel, absolut nichts zu suchen haben. Ich halte auch für eine konzeptionell lange Softwarearchitektur wenig von Programmiersprachen, die ihre Syntax so ändern, daß bestimmte Funktionen auf einmal „deprecated“ werden können. Es entscheidet aber natürlich immer der Kunde.
- Einführung von „Wayland“, das in meinen Augen unausgereift ist – und überhaupt die problematische Fortentwicklung von „X Window“ oder „XFree86“ oder wie auch immer. Bei „Debian 11“ ist es so, wenn man ein Programm bei der grafischen Benutzeroberfläche startet, mit „Alt-F4“ auf eine Text-Konsole umschaltet, bevor das Fenster geöffnet wurde – kommt man nicht mehr in die grafische Oberfläche zurück. Die stürzt offenbar einfach ab. Ich programmiere seit über 30 Jahren. Ich habe es zu oft erlebt, daß ein „junger“ und „hipper“ Programmierer den Kunden überzeugen konnte mit „das macht man heutzutage soundso, das ist viel einfacher, das, was Sie haben, ist viel zu kompliziert und unübersichtlich“. Mit meinen Argumenten („lange bewährt“, „gewachsen an den Anforderungen“, „solide und zukunftsorientiert programmiert“, „Sie müssen langfristig denken“, „viele Irrwege schon beschritten und markiert“) kann ich mich oft beim Kunden nicht durchsetzen. Später, z.B. nach einem Jahr, meldet sich dann der Kunde bei mir und beschwert sich: „Funktion X funktioniert nicht bei dem neuen System“. Ich sage: „habe ich ja gleich gesagt“. Kunde seufzt „das nützt mir nichts, Sie hätten deutlicher darauf hinweisen müssen, Dr. Hinner!“. Der „hippe Programmierer“ sagt „von der Funktion wußte ich nichts, das hatte mir der Kunde vorher so nicht gesagt, ich kann das auch gar nicht mehr einbauen von der Konzeption her“. Oder er wartet sein eigenes Programm nicht mehr. Mehrmals habe ich schon erlebt, daß ich etwas fertigprogrammieren sollte, weil der ursprüngliche Entwickler auf einmal nicht mehr erreichbar war, klickte den Kunden weg etc.
Das wollte ich eigentlich gar nicht alles schreiben. Es kam mir nur in den Sinn, weil auch Debian irgendwie von der „Schlankheit“ und der „Geschwindigkeit“ und dem „ein Programm für einen Zweck“ sich immer mehr entfernt in meinen Augen – und das damals bei „Sarge“ und „Etch“ eben noch nicht so war.
Vielen Dank für „Sarge“ und „Etch“ und alles, „vorlon“!