Während der Herbstferien des Jahres 2024 verbrachten wir einige Tage in Rom.

Für die Hinfahrt verwendeten wir den „Night Jet“ der Österreichischen Bahn. Ich war absolut positiv überrascht. Obwohl ich den „Image Film“ der ÖBB anschaute, blieb mir unklar, ob die bisherigen Schlafwägen entkernt und neu gestaltet wurden oder ob die Wagen komplett neu gebaut wurden. Jedenfalls gibt es „Couchettes“, kleine Einzelkabinen und auch Zweier-Schlafwagen mit eigener Toilette. Man schläft jetzt in Fahrtrichtung, nicht mehr seitlich. Oben ist kein Fenster, aber unten. Das Frühstück ist gut, man darf sechs Elemente auswählen. Der Service war auch sehr gut. Dazu kam mir die Fahrt an sich auch günstig vor, 400 Euro zu zweit nach Rom, das shchafft man mit dem Auto, wenn man fair rechnet, meiner Meinung nach nicht. Die Deutsche BahnCard zählt (glaube ich) leider nichts.

In Rom war, als wir ankamen, Streik bei der Metro und vielen Bussen. Das war so nicht angekündigt, weder im Zug und auch vor Ort bei der Bahnstation „Trastevere“ (nicht Roma Termini, wie aus früheren Zeiten mir bekannt). Es waren sehr viele Reisende komplett verwirrt bei dem großen Platz. Dazu Polizei und auch evtl. drei Soldaten in Armeeuniform.

Generell fällt die hohe Polizeipräsenz auf. An neuralgischen Stellen sind Polizeiautos positioniert, viele fahren auch im Straßenverkehr anscheinend Streife – mit Blaulicht, aber ohne Martinshorn.

Jedenfalls haben wir es dann mit den normalen Zügen geschafft, uns dem Hotel anzunähern und sind den Rest zu Fuß gegangen.

Was mir dabei auch gegenüber früher auffiel: Viel weniger Vespas und viel weniger Fiats. Kleinwagen – ja – und auch viele Elektrofahrzeuge. Die Stadt scheint mir wohlhabender geworden zu sein. Man sieht kaum Mercedes, kaum Audi, kaum VW – einige BMW. Auch einige BMW-Motorräder. Warum die deutschen Automarken so wenig präsent sind, kann ich im Moment nicht beurteilen.

Es fällt aber auch auf: Man sieht sehr wenige Kinder im Straßenbild. Einige ganz kleine Kinder im Kinderwagen, aber die Altersgruppe fünf bis zwölf sieht man kaum. Viele sehr alte Menschen, die sich irgendwie noch fortbewegen können. Sehr wenige Ausländer. Im Vergleich zu Deutschland würde ich fast sagen: Kaum Ausländer. Ich habe keine einzige Burka gesehen, vielleicht ist sie inzwischen auch verboten worden. Eine einzige verschleierte Frau. Man hört auch kaum arabisch. Also komplett das Gegenteil von dem, was ich aufgrund der Berichterstattung in deutschen Medien in Italien erwartet hätte.

Es sind viele Touristen in der Stadt, am Kolosseum wälzen sich die Touristenmassen durch die Kontrollen. Wie am Flughafen, mit Metalldetektor und Röntgengerät. Das erste Mal schlug es bei mir an und ich mußte noch einmal durch.

Es sind – auch wieder der Vergleich zu meinen letzten Besuchen bei italienischen Kulturstätten – viel weniger Deutsche anzutreffen. Recht viele Österreicher, man hört viel spanisch, viel französisch, sieht einige Asiaten und hört einige Sprachen, die ich nicht zuordnen konnte.

Die Stadt ist an sich sehr sauber, viel sauberer als München. An einigen Ecken stehen noch Müllsäcke herum, aber kein Vergleich mehr zu früher. Auch der Geruch ist durchweg sehr gut. Smog habe ich auch kaum wahrgenommen. Es gibt allerdings ein veritables Hundekot-Problem, vergleichbar wie vor einiger Zeit in Berlin.

Die Stadt wirkt nachts sehr dunkel.

Als Ticket kann ich das „CIS“-Ticket empfehlen, es gilt im Großraum Rom für sieben Tage für 24 Euro. Kinder unter zehn Jahren dürfen kostenlos bei einem Vollzahler mitfahren. Bei einem Tabakladen erhielt ich es nicht, nur bei einem Automaten, der auch schon halb kaputt war (die Hintergrundbeleuchtung des LCD war halb ausgefallen).

Ein Geheimtipp: Ostia.

Dieses Ticket gilt auch bis Ostia. Dort ist mehr oder weniger kein Mensch. „Ostia Antica“ – nur eine Handvoll steigt aus. Über eine Brücke geht man über die große Straße und kommt dann mehr oder weniger gleich zum Haupteingang. Auf dem riesigen Areal verlaufen sich die wenigen Besucher. Der Kartenkauf und auch der Einlaß wirkt wenig motiviert.

In Ostia selbst sieht man in meinen Augen wirklich beeindruckende Mosaiken. Auch ein großes Theater ist noch sehr gut erhalten.

Der öffentliche Nahverkehr ist von vielen Bussen gekennzeichnet. Diese sind oft sehr voll. Es gibt auch kleine Busse, die auch kleinere Gassen abfahren. Der Nahverkehr wird von der Bevölkerung sehr gut angenommen und teilweise sind die Busse auch sehr voll. Allerdings funktionieren die „Live“-Anzeigen nicht. Bei fast allen Bussen sind die internen Monitore ausgefallen, bei einigen auch eine Anzeigenleiste mit durchlaufender Schrift. Die „Echtzeit“-Anzeige über die „Apple Karten App“ funktioniert – ähnlich wie in München eher semi. Manchmal stimmt es, manchmal stimmt es nicht. Darauf verlassen sollte man sich nicht. Hier merkt man auch sofort den Nachteil der übermäßigen Digitalisierung. Auch in den Zügen „Metroliner“ nach Ostia funktionierten die internen Monitore sämtlich nicht – bei einem wurde immerhin noch „kein Signal“ angezeigt. Es gibt keine Papierpläne mehr. Mein Standpunkt ist grundsätzlich: IT muß funktionieren. Die Anzeigetafeln müssen funktionieren. In München stimmen sie auch nicht, ich bin einmal über eine halbe Stunde bei „Hirschgarten“ gestanden und zwei Busse hätten laut digitaler Anzeige und der „App“ kommen sollen – aber sie kamen einfach nicht. Ähnlich ist es leider in Rom, zumindest bei der „Apple Karten App“, es mag sein, daß es mit der „atac“ (so heißt der Nahverkehr wohl)-App anders ist.

Das Konzept, erst aussteigen zu lassen und dann einsteigen zu lassen, wird in Rom kaum umgesetzt. Teilweise entbehrten die „Enter-Szenen“ nicht einer gewissen Komik. Ein Mal habe ich erlebt, daß ein Mann aufstand, um einen Platz selbständig anzubieten. Man sieht noch einige „Corona“-Masken. Ansonsten hört man auffällig viele Niesende. Teilweise sind noch Corona-Markierungen oder Tafeln erhalten (auch in Ostia), aber die Regeln werden ganz offensichtlich nicht eingehalten. Generell habe ich den Eindruck, daß der „soziale Abstand“ geringer geworden ist, man wird oft angerempelt oder zum Ausweichen gezwungen oder körperlich drückt sich jemand an einen.

Sixtinische Kapelle

Der Menschenablauf vor den vatikanischen Museen ist unfaßbar. So etwas habe ich noch nie erlebt. Schon weit vor dem Gebäude werden unterschiedliche Schlangen gebildet: Zum Kartenkaufen und für die mit Online-Karte. Wir hatten den 15 Uhr Termin und waren zehn Minuten vorher da – es gibt keinen Einlaß vorher, also waren wir am Ende der Schlange. Es gibt drei Eingänge. Sobald es 15 Uhr ist, geht es aber recht zügig. Die Eingangshalle erinnert eher an einen Flughafen denn an ein Museum. Auch der Lärm ist ohrenbetäubend.

Man sieht wenige Kinder. Das ist mir generell in Rom aufgefallen: Sehr wenige Kinder im öffentlichen Raum.

Und wie ich bereits geschrieben habe, im Grunde nur Einheimische. Kaum Zuwanderer im öffentlichen Raum. Im Vergleich zu Deutschland praktisch keinerlei Einwanderung offenbar. Ich zweifle die „offiziellen“ Zahlen, gerade im EU-Vergleich, schon seit langem an – dies ist meine persönliche Meinung. Vieles, was ich eigentlich schreiben möchte, darf ich im Deutschland des Jahres 2024 aufgrund verschiedener Gesetze nicht mehr schreiben. Mein eigener persönlicher Eindruck läßt mich jedenfalls zweifeln. In München bin ich am Mittwoch Abend ab etwa 22.30 Uhr beim Hauptbahnhofuntergeschoß mehr oder weniger der einzige Deutsche neben vielleicht einer Handvoll weiterer. Bayrisch hört man inzwischen in München kaum mehr. Wer bis hierhin gelesen hat und es anzweifelt, mit dem verabrede ich mich gerne um 22.30 Uhr beim McDonald’s und wir führen eine saubere qualitative Erhebung durch und stellen die Ergebnisse hier ein.

Zurück zu Rom. Die Touristenmasse wird durchgewälzt. Wir sind den Schildern „Sixtinische Kapelle“ gefolgt und wurden durch mehr oder weniger sämtliche Ausstellungen geleitet, auch wenn man die nicht sehen möchte, sondern nur das Finger-Motiv.

Mit kleinen Kindern ist das also schwierig.

Ich sah einen Mann mit Kinderwagen diskutieren mit einer Aufsicht und er fragte, wie er die vielen Stufen mit dem Kinderwagen bewältigen solle. Generell fällt auf, daß Rom wenig dezidierte Fahrradwege gibt, wenige Fahrräder im öffentlichen Raum zu sehen sind, auch wenige Rollstuhlfahrer.

Aus beruflichem Interesse war ich noch bei der philatelistischen und numismatischen Abteilung. Hier waren kaum Besucher. Es ist sehr gut aufbereitet. Man sieht viele Münzentwürfe aus Gips, Druckbogen von Briefmarken und Ganzsachen.

In Rom selbst ist ein relativ großer innerstädtischer Bereich mehr oder weniger Fußgängerzone. Es gibt viele kleine Läden, Geschäfte, Restaurants. Auch einige Wechselstuben, ich wollte ganz gesittet bei der Mitarbeiterin fragen, wie viel ich für 100 US-$ erhielte, denn es stand da „We buy USD 1,15“, was bei einem Kurs von 1,08 – wie jeder weiß, der sich ein bißchen für Wirtschaft interessiert – nicht stimmen kann. Ein Engländer, der urplötzlich mit seiner Begleitung hinter mir auftauchte, sagte laut zu mir, dies sei Betrug, die Preise würden nicht stimmen, ich solle hier nicht wechseln, ich sollte zum ATM. Er sprach auch eine andere Kunden an, die sagte „I just want information“. Ich fragte ihn dann, warum er überhaupt hier sei und er meinte, er brauche ein „receipt“.

Auffällig waren neben der Polizei- und Militärpräsenz (auch mit Maschinengewehren, diese starke Präsenz habe ich seit meiner Kindheit nicht mehr gesehen), generell die große Zahl an Flügen von Kampfflugzeugen direkt über unseren Köpfen in der Innenstadt. Die Italiener nahmen davon kaum Notiz. Unter jedem Flügel zwei Raketen, ich weiß nicht, ob es Attrappen waren.

Die Stimmung in der Stadt ist gut. Man hört viel Lachen und die Menschen lächeln sich an und wirken gelöst und entkrampft.

Man merkt sofort den Unterschied zu Deutschland. In meinen Augen haben sich 90 % der Deutschen verrannt. Nicht erst seit gestern und nicht erst seit 2015, sondern im Grunde ging es Anfang der Neunziger schon in die falsche Richtung. Wenn man jahrzehntelang Stimmung gegen die Automobilwirtschaft macht, sollte man sich nach meinem Dafürhalten nicht wundern, wenn VW drei Werke schließen möchte und Zulieferer insolvent werden. Diese fast schon an Naivität grenzende Realitätsleugnung hat in meinen Augen nicht nur große Teile der Führungsebene, sondern auch große Teile des einfachen Volks erfaßt. Der Mangel an Produktivität hat in meinen Augen auch zu der aktuellen Situation geführt.

Das größte Problem in meinen Augen an Deutschlands Problemlösungskapazität ist offenbar die Unmöglichkeit umzusteuern, d.h., einen als falsch oder selbstzerstörerisch erkannten Kurs substantiell zu ändern.

Rückfahrt mit dem Zug

Auch ein Indiz, daß die EU ihren Höhepunkt hinter sich hat, dürfte die „wohl-Umbenennung“ der „Euro-Night“ Züge sein. Die heißen jetzt „frecciarossa“, wenn ich das richtig verstanden habe. Der Zug kam auch mit Verspätung. Er ist sauberer als die deutschen Züge und die Toiletten haben alle funktioniert. Allerdings auch wieder „umgekehrte Wagenreihung“, wie man es in Deutschland kennt. Die Ansage im Lautsprecher „Zug fährt ein“, die Wagen werden angesagt – aber es stimmt nicht. Lustigerweise war die Zeitanzeige bei einem Display in UTC und nicht in Winterzeit. Die anderen Anzeigen im gleichen Zug haben aber funktioniert.

[dieser Text wurde ohne KI erstellt. Eine Nutzung ist mit Lizenz möglich, auch zum Training, jede kommerzielle nichtwissenschaftliche Nutzung ist ohne Lizenz absolut untersagt, Sie benötigen in allen Fällen für jede Nutzungsart eine direkt von mir erteilte Lizenz. Ohne Lizenz berechne ich mindestens 1000 Euro, siehe AGB unter www.hinner.de – Teile dieses Textes werden in einer kommende Buchpublikation von mir verwendet und ich bitte um Rückmeldungen]

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